Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Obernbeck

Wort zum Monat April 2024

Pfarrer Rolf Bürgers

Liebe Leserinnen und Leser,

die aufgehende Sonne strahlt Ihnen auf dem Titelblatt unseres Gemeindebriefes entgegen. Osterzeit ist Hoffnungszeit. Und Hoffnung ist das, was bei vielen Menschen immer mehr in den Hintergrund rückt oder überdeckt wird.

Einen Grund dafür sehe ich in der Vielzahl der Krisen, die Deutschland und Europa seit Jahren erlebt. Die Weltfinanzkrise des Jahres 2008 und die Euro-Schuldenkrise haben zu Verunsicherungen und auch zu realen Verlusterfahrungen geführt. Die hohe Zahl von Geflüchteten, die seit 2015 nach Europa und vor allem nach Deutschland gekommen sind, hat bei Vielen die Bereitschaft zum Engagement geweckt. Bei nicht Wenigen hat sie aber Gefühle der Überforderung erzeugt. Die Corona-Pandemie hat das Leben vieler Menschen radikal verändert. Schließlich hat der Krieg gegen die Ukraine die Annahme tiefgreifend erschüttert, dass der Friede in Europa auf festen Pfeilern steht. Auch Terror und Krieg im Nahen Osten reihen sich in dieses Krisenszenario ein. Zu alldem treten die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie der Klimawandel und die tiefgreifenden Veränderungen durch den digitalen Fortschritt. Beunruhigung und Zukunftsangst nehmen zu.

Die Vielzahl der Krisen führt in unserem Land dazu, dass sich (rechts-)radikale Ansichten verstärken und sogar zum Hass auf Mitmenschen werden. Weil sie anderer Herkunft, Religion oder Hautfarbe sind oder eine andere sexuelle Identität haben. Völkischer Nationalismus im Sinne eines Björn Höcke (AfD) macht sich breit.

Als Christen sind wir auf einem ganz anderen Pfad unterwegs. Daher hat die Deut-sche Bischofskonferenz kürzlich erklärt, dass die AfD für Christen ‚nicht wählbar sei. Ihr Programm sei nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar. Auch wenn die AfD das sogenannte christliche Abendland beschwört, gibt es doch keinerlei christliche Grundlagen in dieser Partei. Im Gegenteil, ihre Positionen laufen christlichen Grundhaltungen zu Menschenwürde, Menschenrechten und Demokratie zuwider.

Wie gut, dass zahlreiche Christinnen und Christen auf die Straßen und Plätze in unserem Land gehen, um für eine freiheitli-che, demokratische und menschenfreundliche Gesellschaft einzustehen. Auch bei uns in Löhne. Die Kirchen in unserer Stadt sind schon lange mit dem Bündnis für Vielfalt verbunden und beteiligen sich an gemeinsamen Aktionen.

Als evangelische Christen tun wir dies bewusst vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte im nationalsozialisti-schen System. Sie mahnt uns zur Wachsamkeit.

Für Christen ist klar: Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde. Sie gründet in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen und ist die Basis der Menschenrechte. Darum stehen wir dafür ein, dass politisch, religiös oder rassistisch Verfolgte und Kriegsflüchtlinge weiterhin Aufnahme in unserem Land finden.

Damit bewegen wir uns auf österlichem Boden. Denn Ostern ist der große Einspruch Gottes gegen den Tod und gegen alles, was nicht das Wohl aller Menschen im Blick hat. Unser Glaube fußt auf der Hoffnung, dass die Kräfte des Lebens sich durchsetzen werden gegen das, was Leben bedrängen will. Denn Ostern erzählt davon, wie Gott aus gescheiterten Lebensperspektiven neue Hoffnung und Zukunftsperspektiven entstehen lässt.
Im Monatsspruch ermutigt der Verfasser uns als Christen, stets bereit zu sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt. Diese Frage nach meiner Hoffnung wendet sich an mein Inneres. Dort muss sich bewähren, ob Hoffnung mehr ist als eine jahreszeitliche Lebenslust im Frühling, und mehr als ober-flächliches materielles Lebensglück.

Hoffnung, die mich ganz erfüllt und mir Kraft gibt, wird mir im Glauben geschenkt. Die biblische Osterbotschaft vom Aufstand Gottes für das Leben in seiner ganzen Vielfalt, die stärkt mir den Rücken, nährt meine Zuversicht und lässt mich eintreten für Menschenwürde und freiheitliche Demokratie.

Ein hoffnungsfrohes Osterfest
wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer
Rolf Bürgers